Kunstaktion „Die Lange Bank des Missbrauchsskandals“ auf dem Fuldaer Domplatz

Fulda. Anlässlich der diesjährigen Bischofskonferenz in Fulda war auch die gbs-Kunstaktion „11tes Gebot“ in der Domstadt. Gleich am ersten Tag bekam die „Lange Bank“ prominenten klerikalen Besuch.

Der Name „11tes Gebot“ bezieht sich auf die Installation „Moses“, mit der David Farago und sein Team regelmäßig auf Kirchentagen darauf hinweisen, dass solche Glaubensfeste von den Veranstaltern selbst zu bezahlen seien.

Thema Missbrauchsskandal der katholischen Kirche

Moses war diesmal zuhause geblieben. Stattdessen widmeten die Künstler ihre Aktion in Fulda einem brisanten Thema, das die Bischöfe für ihr diesjähriges Treffen auf der Agenda haben: „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz.“

Thema der Aktion

Die „Lange Bank“ bezieht sich auf eine Aussage von Bischof Ackermann, der als „Missbrauchsbeauftragter“ der katholischen Kirche in Deutschland für die Aufklärung und Aufarbeitung des Skandals zuständig ist. Ackermann hatte beteuert, dass die Kirche diese Aufgabe „nicht auf die lange Bank schieben“ werde.

Die Lange Bank

Wie lange diese Bank inzwischen bzw. immer noch allerdings wirklich ist, verdeutlichte die Kunstaktion mit unterschiedlich langen Bänken:

sehr kurz: die Grüne Bank
  • Eine sehr kurze grüne Bank symbolisiert dabei, der liturgischen Farbgebung entsprechend, den bisher schon geleisteten Beitrag kirchlicherseits.
  • Nur etwas länger ist die violette Bank der Besinnung, Umkehr und Buße.
  • Die rote und mit großem Abstand längste Bank Bank symbolisiert den großen Anteil, der nach wie vor ungeklärt und unbearbeitet im Raum steht.

Interessante Gespräche

Auch wenn der Publikumsverkehr an diesem Dienstag auf dem Domplatz überschaubar war, interessierten sich immer wieder Passanten für das Anliegen der Künstler.

Nicht selten entwickelten sich auch längere Gespräche zu weiteren Punkten, die die gbs zum Beispiel mit der Busbeschriftung oder in mitgebrachten Flyern thematisiert.

Interessanterweise hatte ich kein Gespräch mitbekommen, in dem jemand die Kunstaktion ausdrücklich kritisiert hätte. Vielmehr war ich erstaunt, wie wenig die meisten Gesprächspartner zum Beispiel über das kirchliche Geschäftsmodell der staatlichen Fremdfinanzierung wussten.

Auch einige Vertreter des Vereins Evolutionäre Humanisten Fulda waren vor Ort. Dabei entstand auch ein Interview mit David, das in Kürze auf der Webseite gbs-fulda.de zu sehen sein wird.

Die violette Bank…

„Eckiger Tisch“ fordert #AusgleichendeGerechtigkeit

Mit dabei war auch Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation „Eckiger Tisch“ mit einer Installation unter dem Motto #AusgleichendeGerechtigkeit:

Seit mehr als acht Jahren fordert ECKIGER TISCH im Namen der Betroffenen die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, Hilfe für die Betroffenen sowie eine angemessene Entschädigung für die ihnen zugefügten Schäden. Auf die Erfüllung dieser drei Forderungen warten die Betroffenen bis heute vergeblich.
(Quelle: eckiger-tisch.de)

Die gesamte Installation auf dem Fuldaer Domplatz

„…hoffen, ein Stück der Bank absägen zu können“

Unerwartet bekam die Lange Bank dann noch prominenten klerikalen Besuch: Während die restliche katholische Funktionärsriege an der Installation vorbeischwebte, unterhielt sich Bischof Stefan Ackermann persönlich mit David Farago.

 

David Farago (11tes Gebot) und Missbrauchsbeauftragter Bischof Stefan Ackermann im Gespräch

Als Ergebnis des Gespräches versprach Ackermann, die Lange Bank kürzen zu wollen. Vielleicht gelinge es sogar, von der Langen Bank schon während des gerade begonnenen Treffens wenigstens ein kleines Stückchen „absägen“ zu können.

Am Mittwoch und Donnerstag ist die Lange Bank tagsüber nochmal auf dem Fuldaer Bonifatiusplatz präsent, um noch mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. –MN

Der hpd berichtet ebenfalls über die Aktion und informiert:

  • Am Mittwochabend findet eine Lesung mit Gesprächsrunde zum Thema Erfahrungen mit der Aufarbeitung sexueller Gewalt in der katholischen Kirche statt. Es lesen Luna Born aus ihrem Buch „Missbrauch mit den Missbrauchten“ sowie Matthias Katsch aus seinem Buch „Damit es aufhört“. Weitere Betroffene und Aktivisten sind anwesend und werden sich im anschließenden Gespräch über ihre Erfahrungen austauschen. (Quelle: hpd.de)

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